← Ein Glossar gängiger Begriffe

Raum schaffen / halten / geben

Die Pflege von Beziehungen und der Aufbau von Vertrauen erfordert nicht nur das Kreieren von Räumen, sondern auch das bewusste Schaffen, Halten und Geben von Räumen. Diese drei miteinander verknüpften Maßnahmen – Raum schaffen, Raum halten und Raum geben – sind für unseren Ansatz von grundlegender Bedeutung. Dieser Rahmen hilft uns, Inklusivität zu fördern, den Dialog anzuregen und sicherzustellen, dass alle die Möglichkeit haben, einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Indem wir diese Maßnahmen festlegen, schaffen wir die Grundlage für ein tieferes Engagement und gemeinsames Wachsen.

Beim Raum Schaffen geht es darum, Möglichkeiten für neue Erfahrungen und Denkweisen zu kreieren und ein Umfeld zu gestalten, in dem sich die Kreativität frei entfalten kann. Als wir die Galeria 17 eröffneten, wollten wir eine Plattform für künstlerische Experimente und gesellschaftliches Engagement bieten. Ohne die finanziellen Mittel für die Renovierung des Raums schien diese Vision jedoch unerreichbar zu sein. Nur durch eine Crowdfunding-Kampagne, die von Künstler:innen, Kurator:innen, Aktivist:innen und Bürger:innen unterstützt wurde, die alle an die Kraft der Kunst und des Dialogs glaubten, um Veränderungen herbeizuführen, konnten wir das Projekt ins Leben rufen. Ihre Energie und ihr Engagement haben die Galeria 17 in einen Raum der Auseinandersetzung verwandelt, der die Komplexität unseres gemeinsamen gesellschaftlichen Umfelds widerspiegelt.

Darauf aufbauend schufen wir Rezidenca 17, ein Zentrum für künstlerische Praxis, Forschung, Zusammenarbeit und Ausstellungen in Pristina, das in der ehemaligen Wohnstätte von Hivzi Sulejmani – einem öffentlichen Gebäude, das gemeinsam mit der Stadtverwaltung von Pristina verwaltet wird – untergebracht ist und Ateliers und Gemeinschaftsräume umfasst, die für interdisziplinäres Arbeiten konzipiert und mit tatkräftiger Unterstützung der lokalen Gemeinschaft renoviert wurden.

Den Raum halten ist der nächste entscheidende Schritt in diesem Prozess. Sobald Raum geschaffen wurde, muss er gehalten werden. Das erfordert aktives Zuhören, Präsenz und das Gefühl, dass alle Teilnehmer:innen Gehör und Unterstützung finden und mit Respekt behandelt werden. Es erfordert ein starkes Engagement für die Förderung einer Atmosphäre des Vertrauens, der Sicherheit und der Offenheit. In unserer Ausstellung Queer Ecology bedeutete „Raum halten“, eine Umgebung zu schaffen, in der Künstler:innen arbeiten, experimentieren und mit der Öffentlichkeit interagieren konnten, ohne beurteilt zu werden oder Zwängen zu unterliegen. Wir haben den Raum so gestaltet, dass er sowohl intim als auch offen, sowohl privat als auch öffentlich sein kann. Er diente als privater Arbeitsraum für Kunstschaffende, der ihnen die Freiheit bot, Ideen zu entwickeln, Materialien zu erkunden und kritisch zu reflektieren. Gleichzeitig blieb er in wichtigen Momenten für die Öffentlichkeit zugänglich – durch planmäßige Besuche, Diskussionen und interaktive Veranstaltungen – und ermöglichte es dem Publikum, den kreativen Prozess zu beobachten und daran teilzunehmen. Diese Transformation des Raumes förderte einen dynamischen Austausch zwischen Künstler:innen, Theoretiker:innen, Ökolog:innen und Personen aus verschiedenen Communities, der die künstlerische Praxis mit dem ökologischen und gesellschaftlichen Diskurs verband. Durch den Wechsel zwischen privater und öffentlicher Nutzung wurde die Galerie mehr als nur ein Ausstellungsraum; sie entwickelte sich zu einem Arbeitsatelier, einer Lernumgebung und einem Ort des kollektiven Engagements, an dem das Kunstschaffen zu einem Akt geteilter Untersuchungen wurde.

Beim Raum Geben geht es darum, zurückzutreten und anderen zu erlauben, den Raum mit ihrer Stimme, ihren Geschichten und ihrer Kreativität zur Gänze auszufüllen. Es ist ein Akt der Öffnung – man öffnet eine Tür und lässt andere hindurchgehen, und schafft damit ein gemeinsames Umfeld, in dem sich alle ermächtigt fühlen können, einen Beitrag zu leisten. Für Shtatëmbëdhjetë, eine unabhängige Kulturorganisation mit Sitz in Pristina, bedeutet „Raum geben“, dass wir unsere Räumlichkeiten und Ressourcen sowohl für eine kurzfristige als auch für eine langfristige Nutzung anbieten. Ob es sich um eine einmalige Veranstaltung handelt – eine Performance, einen öffentlichen Vortrag oder eine Versammlung – oder um ein längeres Engagement wie Künstlerresidenzen oder gemeinsame Arbeitsateliers, wir öffnen unsere Türen für alle, die etwas zu teilen haben. Auf diese Art und Weise schaffen wir nicht nur Raum für die Kunst, sondern auch für die Entstehung und das Wachstum von Beziehungen.

In der Rezidenca 17 nimmt diese Philosophie durch flexible Angebote Gestalt an: Künstler:innen, Aktivist:innen und lokale Communities können den Raum für kurzfristige Zwecke nutzen, z. B. für einen Vortrag oder eine Ausstellung, aber auch für langfristige Künstlerresidenzen, bei denen sie die Möglichkeit haben, sich intensiv mit ihrer Arbeit und miteinander zu beschäftigen. In ähnlicher Weise bietet die Galeria 17 Kunstschaffenden und Kurator:innen die Freiheit, den Raum nach ihren künstlerischen und kuratorischen Visionen zu konzipieren, zu transformieren und zu nutzen. Diese Flexibilität fördert nicht nur den kreativen Prozess, sondern ermöglicht auch die Einbeziehung des Publikums in eine gemeinsame Erfahrung von Kommunikation und Entwicklung.

Durch „Raum schaffen“, „Raum halten“ und „Raum geben“ schaffen wir also Umgebungen, die sowohl physisch sicher als auch emotional und intellektuell bereichernd sind. Dieser ganzheitliche Ansatz dient als Grundlage für den Aufbau von Vertrauen und dauerhaften Beziehungen zwischen Künstler:innen, Forscher:innen, Aktivist:innen und Mitgliedern verschiedener Communities, die sich an unserer Arbeit beteiligen. Zu unserer Gemeinschaft gehören Kreative aus den unterschiedlichsten Disziplinen, Theoretiker:innen, die neue Ideen erforschen, und Personen aus der Zivilgesellschaft, die sich für gesellschaftliche und ökologische Veränderungen einsetzen. Sie alle kommen zusammen, um den Dialog, die Zusammenarbeit und das kritische Denken zu pflegen.

Newsletter

Logo EU